Mittwoch, 7. März 2012

Slumdog Millionär (2008)

Meine Wertung: 5 von 5 Pfoten






Regie: Danny Boyle
Schauspieler u.a.: Dev Patel (MTV Skins), Freida Pinto (Krieg der Götter), Madhur Mittal, Anil Kapoor (Mission Impossible Phantom Protokoll), Irrfan Khan (Darjeeling Limited)

Trivia:
Das Drehbuch von Simon Beaufoy adaptiert den Roman "Rupien! Rupien!" von Vikas Swarup. Beaufoy weicht in vielen Punkten von der Vorlage ab, so heißt der Protagonist nicht Jamal, sondern Ram. Salim ist nicht sein älterer Bruder, sondern sein jüngerer Freund und anstelle von Kindheitsfreundin Latika verliebt sich Ram mit 17 in die Prostituierte Nita.

Zunächst lehnte Boyle den Film ab, entschied sich dann aber doch dafür, als er erfuhr, dass Beaufoy auch das Drehbuch zu seinem Lieblingsfilm "Ganz oder Garnicht" geschrieben hatte.

Erst nachdem Kritik aus den Medien laut wurde, richteten die Produzenten einen Fond für die Jungdarsteller aus den Slums ein, um ihre Lebenssituation zu verbessern.

Der preisgekrönte Soundtrack wurde in 20 Tagen komponiert.

Mercedes Benz bat darum, dass das Firmenlogo nicht in den Szenen im Slum gezeigt wird.



"Was kann ein Slumdog schon wissen?"



Der kleine Junge Jamal Malik wächst mit seinem älteren Bruder Salim in den Slums von Mumbai auf. Nachdem die beiden bei religiösen Aufständen zwischen Muslima und Hindi ihre Mutter verloren haben, trifft Jamal auf die Waise Latika, mit der ihn direkt eine tiefe Zuneigung verbindet. Nachdem die drei in die Fänge einer Bettlerorganisation gelangen, verlieren sie das Mädchen. Nach einer turbulenten Zeit als fliegende Händler und Betrüger finden die drei wieder zusammen, auch wenn die traute Dreisamkeit nicht sonderlich lang hält – dieses Mal steht Jamal nach Verstrickungen mit kriminellen Machenschaften seines Bruders alleine da. Als junger Mann arbeitet er später in einem Callcenter als Teeservierer. Weil das ganze Land verrückt nach der Sendung „Wer wird Millionär“ ist, entschließt er sich, dort teilzunehmen, in der Hoffnung, dass Latika ihn dort sehen kann und er seine große und einzige Liebe wiederfindet. Dort kann er aufgrund seiner Erfahrungen die meisten Fragen beantworten. Der Moderator der Show führt ihn vor dem Publikum vor und verspottet seine Herkunft. Er beeinflusst Jamal sogar, denn auch er war mal ein gemiedener Slumdog und hat es als einer der wenigen geschafft diesem Hundeleben zu entkommen. Nach der vorletzten Frage ertönt das Signal vom Ende der Sendung und Jamal wird am Eingang von Kommissaren abgefangen, die vom Moderator Prem gerufen worden sind. Als Betrüger wird er gefoltert um ihm zu entlocken, wie er als Slumdog, als Abschaum der Gesellschaft, zu den Antworten gekommen ist.
Wie schlimm das Leben als sogenannter Slumdog sein muss, wird vielfach angedeutet. Und doch kann sich der Mensch aus dem Okzident kaum vorstellen, welche Qualen die vielen Leute erleiden, die zwischen den Wellblechhütten mit Hunger, religiösen Kämpfen und Gewalt hadern. Die, die überleben wollen flüchten sich in die Kriminalität und nehmen dafür in Kauf, die eigene Seele mit bösen Taten zu beschmutzen. So auch Jamals Bruder Salim, der sicher der ambivalenteste Charakter der Geschichte ist. Zwischen skrupelloser Grausamkeit und absoluter Aufopferung für seinen Bruder, weiß man nie, ob man ihn hassen kann oder nicht. Für die drei Hauptdarsteller gibt es gleich jeweils drei Schauspieler, die Jamal, Salim und Latika in verschiedenen Altersklassen darstellen. Durch die Bank wurden diese perfekt besetzt. Der sanfte und aufgeweckte Jamal wird als junger Mann vom MTV-Serienstar Dev Patel gespielt, der in seinen dunklen Augen den Schmerz seines schweren Lebens trägt und einfach perfekt in der Rolle als einfacher Mann mit großem Geist und tiefer Liebe ist. Auch alle anderen Darsteller überzeugen, ob nun als Bösewichte, arglose oder vielschichtige Charaktere.
Die Geschichte läuft nicht Chronologisch ab, sondern wird in der Abfolge der Fragen in Episoden erzählt, die jeweils auch das Geheimnis um die gewusste Antwort lüften. In diesen Episoden zeigt Regisseur Danny Boyle in eindringlichen Bildern ein schmutziges und abgründiges Indien. Die Farben sind kräftig, und wirken nicht nur warm, sondern drückend heiß und stickig. Häufig scheint ein Schleier aus Staub über dem Bild zu liegen. Das Geschehen erscheint mal hektisch und mal andächtig, die Kamera wechselt von der Position als dokumentarischer Beobachter und dynamischer Handkamera. In dunklen Momenten ist sie jedoch barmherzig. Nicht umsonst wurde übrigens auch der Soundtrack mit Oscars ausgezeichnet (insgesamt gab es davon 8!). Die bewegende Musik reißt mit und unterstützt jede Szene in Wechselwirkung mit den Lichtverhältnissen.


Fazit: Die acht Oscars waren verdient. Trotz all der Düsternis dringen immer wieder hoffnungsvolle Lichtstrahlen durch und am Ende steht die Erkenntnis: Glück ist nicht abhängig von Geld, sondern von den Menschen mit denen man sein Leben teilen kann. Und die sollte man niemals aufgeben.