Meine Wertung: 1,5 von 5 Pfoten |
Regie: Michael Bay
Schauspieler u.a.: Ewan McGregor (Ghostwrighter), Scarlett Johansson (Vicky Cristina Barcelona), Sean Bean (Herr der Ringe), Steve Buscemi (Big Lebowski), Michael Clarke Duncan (Green Mile), Djimon Hounsou (Blood Diamond)
Trivia:
Schauspieler u.a.: Ewan McGregor (Ghostwrighter), Scarlett Johansson (Vicky Cristina Barcelona), Sean Bean (Herr der Ringe), Steve Buscemi (Big Lebowski), Michael Clarke Duncan (Green Mile), Djimon Hounsou (Blood Diamond)
Trivia:
Eigentlich sollte die Handlung gegen Ende unseres Jahrhunderts angesiedelt werden, aufgrund der weit entwickelten Forschung entschied sich Michael Bay letztendlich für das Jahr 2015.
Die im Film erwähnte Yacht „Renovatio“ existiert wirklich und stammt aus den Hallen des Herstellers Wally. Bilder: http://www.wally.com/wally-118/
Da sie der Meinung waren, Michael Bay habe die Handlung ihres Films „Parts: The Clonus Horror“ übernommen, verklagten die Regisseure Robert S. Fiveson und Myrl A. Schreibman Warner Bros. und Dreamworks.
"Wenn du dir unbedingt etwas wünscht, und du bittest darum, ist Gott der, der dich ignoriert."
Man schreibt das Jahr 2015. In einer utopischen, komplett in weiß gehaltenen Wohneinheit erwacht Lincoln Six Echo, unser Protagonist, aus einem wirren Traum. Von einer mechanischen Stimme wird er begrüßt, im Bad wird der Morgenurin analysiert und in seiner Schrankschublade sind makellos weiße Socken, Shirts, Schuhe und Hosen akkurat gefaltet. Seine Wohneinheit gehört zu einer Art Firma, welche die Überlebenden nach einer Horror-Kontaminierung der Erde gerettet hat und ihnen Unterkunft und Arbeit gibt. Die Regeln des vollautomatischen Lebens dort sind simpel und werden aufs Schärfste eingehalten – so darf Lincoln Six Echo zwar eine Freundschaft mit seiner Kollegin Jordan Two Delta pflegen, jedoch niemals in direkten Körperkontakt mit ihr kommen. Das einzige Highlight für die Weißgekleideten ist die Lotterie, die jeden Tag mit Spannung verfolgt wird. Gewinner der Lotterie dürfen auf die Insel umziehen, das letzte noch erhaltene Naturparadies der Erde, ein Privileg, nach dem sich alle sehnen.
Als Einziger scheint Lincoln dem ganzen Braten nicht zu trauen und als er eines Tages auf einem unerlaubten Ausflug eine bahnbrechende Entdeckung macht, wird ihm unmissverständlich klar, dass sein Leben nur aus Schein und Lüge besteht. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt – Lincoln Six Echo und Jordan Two Delta fliehen aus der Firma und vor dem Kopfgeldjäger Albert Laurent, der die bestialischen und gnadenlos kapitalistischen Interessen des Drahtziehers und Firmenchefs Dr. Merrick wahren und die beiden zurückbringen soll.
Zunächst einmal ist zu erwähnen, dass ich einem Produkt, auf dem der Name Michael Bay steht, grundsätzlich nicht über den Weg traue. Und auch sonst ist Bays Lebenswerk für den durchschnittlichen Filmkritiker häufig Anlass für gepflegte Verbalentgleisung. Ich muss auch sagen, dass ich keinen Regisseur kenne, der es immer wieder schafft, dass ich mich in irgendeiner Explosion mit emsig laufenden und erbittert kämpfenden, aber sonst gesichtslosen Protagonisten wiederfinde und nicht mehr genau weiß, worum denn eigentlich gerade gekämpft wird. Letztendlich kann es Bay jedoch schnuppe sein – denn seine Filme sind Blockbuster und kommerziell erfolgreich, auch wenn kaum einer offen zugibt die Streifen wirklich zu mögen.
In den ersten Momenten von „Die Insel“ kam ich nicht umhin mich zu fragen: „Michael? Bist du es wirklich?“ Es explodierte nichts, keine debil-lasziv blickende Hollywoodschönheit floh vor der Kulisse eines in dramatischer Slowmotionmanier in sich zusammenfallenden Gebäudes. Stattdessen wird eine ruhiges, klares Set gezeigt, welches die steril-futuristische Umgebung von Lincoln Six Echo und die Idylle, unter der stets das Gefühl von Kontrolle und brodelnder Verschwörung simmert, auf überzeugende Weise rüberbringt. Dazu gern gesehene Schauspieler wie Ewan McGregor, Sean Bean (der hier mit Gel-Haaren und einer markanten Brille einem unbestimmten Ex-Verteidigungsminister ähnelt) und die oft unterschätzte Scarlett Johansson, doch leider müssen alle sehr eindimensional bleiben. Einzig das (in dem Fall leider kurze) Wiedersehen mit Steve Buscemi macht mir wirklich Freude.
Zunächst wird mit schrittweisen Andeutungen immer nur leicht an dem Deckmantel gezupft, unter dem Dr. Merrick alias Sean Bean seine fiesen Machenschaften verhüllt und dieser Part des Films weiß wirklich zu gefallen, zumindest was mich betrifft. Doch sobald es mit purer Andeutung vorbei ist und Lincoln mit Jordan flieht, betritt Michael Bay wieder sein geliebtes Terrain: Nebencharaktere werden verheizt, man fällt von einem Wolkenkratzer während ein bis an die Zähne bewaffneter Heli auf die Fliehenden zielt. Ebenfalls ein Manko: Bay scheint immer wieder zu vergessen, dass er die Karriere als Werbespot-Regisseur bereits hinter sich hat, denn vor lauter Product-Placement, weiß man manchmal nicht, ob man sich hier nicht doch in einem Commercial-Break befindet.
Schade ist das besonders, weil so die gute Story um die Verschwörung nur noch beiläufig eingestreut wird. Auch wenn die Thematik um Stammzellenforschung, Klone, Leihmutterschaft und letztendlich auch dem menschlichen Ersatzteillager nicht neu ist, so hätte sie konzentrierter verarbeitet doch ein sehr guter Film werden können, denn in den stillen Momenten liegen die Stärken von „Die Insel“ verborgen. Leider sind diese Einschübe wirklich nicht mehr als das, charaktertiefe und einen ausgeklügelten Plot sucht man vergebens.
Fazit: Für Fans von glattgebügelter Popcorn-Action und Michael Bay-Konfektionsware eine eindeutige Empfehlung. Für alle anderen: Nur ansehen, wenn man auch darüber hinwegsehen kann. Die eineinhalb Pfoten gibt’s dafür, dass es, zumindest angedeutet, dieses Mal eine nicht uninteressante Handlung gab. Ob das ein Versehen war?